Geschichte der Hypnose
Es existieren Berichte darüber, dass Hypnose schon im alten Ägypten verwendet wurde. Auch indische Fakire und Yogis nutzten solche Techniken. Erste Erwähnung findet man in Dokumenten von vor 3500 Jahren.
Um das Jahr 1775 begann die Hypnose sich von Ihrem mythisch-religiösen Hintergrund zu lösen. Wichtig in diesem Ablösungsprozess waren Johann Joseph Gassner (1727-1179), Maximilian Hell (1720-1792) und Dr. Franz Anton Mesmer (1734-1815). Gassner war katholischer Priester und Exorzist, Hell war Jesuitenpater und Astronom, Mesmer war Arzt.
Im Herbst 1775 setzte der bayerische Kurfürst Max Joseph eine Kommission zur Untersuchung der exorzistischen Praktiken ein. Unter den Mitgliedern befand sich auch Franz Anton Mesmer, der durch eine neue Energieform berühmt geworden war, welche er "animalischen Magnetismus" nannte. Er behauptete, eine ungünstige Verteilung dieses Magnetismus im menschlichen Körper bewirke alle möglichen Krankheiten, und er könne das natürliche Gleichgewicht dieses Magnetismus wieder herstellen, indem er mit seinen Händen über den Körper der Patienten streiche. Mesmer bewies der Kommission, dass Gassners "Exorzismus" nicht ein Kampf gegen den Teufel sei, sondern eine wissenschaftliche Methode. Daraufhin schrumpfte Gassners Patientenzahl, und Messmers Praxis begann zu florieren.
Mesmers idyllisches Leben wurde arg gestört, als man ihm einen Skandal im Zusammenhang mit der Heilung eins blinden Mädchens anhängen wollte. Er wurde als Scharlatan verschrien und verließ Wien im Jahre 1778 in Richtung Paris, wo er eine "magnetische Praxis" eröffnete.
James Esdaille (1808-1859), ein schottischer Chirurg, war verantwortlich für ein Spezial-Krankenhaus in Calcutta/Indien. Er vollzog mehr als tausend Operationen mit Hypnose als einzigem Anästhetikum (Chemo-Anästhesie gibt es erst seit 1844). Mehr als 300 davon waren schwere Operationen, darunter 19 Amputationen. Die Sterblichkeitsrate bei seinen Operationen sank von 50 auf 5 Prozent.
Nach Mesmer begann sich das Verständnis der Hypnose langsam von der "äusseren Kraft" des Hypnotiseurs auf die "innere Kraft" des Patienten zu verlagern. Einer der ersten, der den "magnetischen Schlaf" mit inneren Prozessen des Patienten erklärte, war der schottische Arzt und Chirurg James Braid (1795-1860), der in Manchester/England praktizierte. Braid war zuerst der Ansicht, dass es sich bei der Hypnose um eine Art Schlaf handelte. Daher nannte er das Phänomen "Neurypnologie" (= nervöser Schlaf) und später "Hypnose", abgeleitet vom griechischen Gott des Schlafes, «Hypnos».
Kurz vor seinem Tod änderte Braid seine Meinung und erklärte Hypnose als "Konzentration der Aufmerksamkeit und Erhöhung der Einbildungskraft" und wollte den Begriff "Hypnose" durch "Monoideismus" ersetzen. Aber es war bereits zu spät: Die Bezeichnung "Hypnose" hatte sich fest etabliert.
Der Wiener Arzt Sigmund Freud (1856-1939), Begründer der Psychoanalyse, war der erste, der das menschliche Unterbewusstsein wissenschaftlich erforschte. Freud sah allerdings das Unterbewusstsein völlig anders als es ein moderner Hypnotherapeut sehen würde. Für Freud war das Unterbewusstsein ein Gemisch von unterdrückten Sexual- und Todestrieben. Seine Fixierung, die vor dem Hintergrund der verklemmten Wiener Gesellschaft heute verständlich ist, war der Grund für viele seiner Schüler und Kollegen (Breuer, Adler, Jung), sich später von ihm abzuwenden. Freud widmete sich später vollständig seiner Technik der freien Assoziation und ließ die Hypnose fallen. Obschon er sich nie gegen Hypnose ausgesprochen hatte, trat diese durch Freuds enormes Prestige einen Dornröschenschlaf an.
Während der beiden Weltkriege sowie des Korea-Krieges erlebte die Hypnose eine Renaissance aufgrund der erfolgreichen Behandlung von Shell-Shock-Opfern (posttraumatisches Stress-Syndrom). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang William James, Clark Hull und G.A. Estabrooks. 1955 anerkannte die Britische Ärztegesellschaft die Hypnose als wirksame Therapie. 1958 tat die amerikanische Ärztegesellschaft es ihr gleich, und heute werden Hypnose-Kurse an allen medizinischen Instituten angeboten.
Der amerikanische Arzt und Psychiater Milton Erickson (1901-1980), war wohl eine der wichtigsten Personen im Kampf um die offizielle Anerkennung der Hypnose als Therapieform. Ericksons Methode hat vor allem zwei hervorstechende Merkmale: Permissive Suggestion und indirekte Suggestion durch Metaphern. Allein durch Erzählen von Geschichten brachte Erickson seine Patienten dazu, in Trance zu gehen. Die gewünschten Veränderungen und Heilungen traten wie durch ein Wunder ein. Seit Erickson wissen wir, dass ein Mensch auch unwillkürlich in Trance gehen kann, und dass es gewisse Sprachmuster gibt, welche die Trance vertiefen.
Die moderne Anwendung der Hypnose in der Psychotherapie hat er mitgestaltet und stark beeinflusst. Dafür nutzte er eigene Erfahrungen. Er kämpfte sich aus einer Erkrankung an Kinderlähmung, die er mit 17 Jahren erlitt, durch Selbsthypnose wieder zurück ins Leben.
Seitdem haben hypnotherapeutische Techniken viele Weiterentwicklungen erfahren und werden im medizinischen und psychotherapeutischen Bereich und auch im Coaching auf vielfältige Weise angewendet.